Feel the Change? - Radio als Stabilitätsfaktor in Zeiten des Wandels

Feel the Change? - Radio als Stabilitätsfaktor in Zeiten des Wandels

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Das Medium Radio ist nicht mehr nur das Radio, wie es frühere Generationen gekannt haben, denn aus Radio wurde Audio, mit einer ganzen Bandbreite an Möglichkeiten für die Hörerinnen und Hörer. Ein Radiosender ist heute eine “Entertainment-Company” und hat sich in den letzten Jahren – trotz negativer Prognosen – immer wieder wie Phönix aus der Asche erhoben. Wobei der Vergleich hinkt, denn Radio war nie weg. Es war immer da und gilt nicht umsonst als Tagesbegleitmedium Nummer 1.

Gelebte Emotionen

Das morgendliche Aufstehen an jedem Wochentag mit dem ersten Weg zur Stereoanlage, um das Radio aufzudrehen und mit der Morning-Show meines Lieblingssenders wach zu werden, kennt mein 9-jähriger Sohn nicht mehr. Er ist es gewohnt, dem Smart Speaker im Wohnzimmer seinen Musikwunsch je nach Laune mitzuteilen. Gleichzeitig lässt er sich mit den aktuellen Wetterinfos versorgen, damit er weiß, ob er mit dem Scooter in die Schule fahren kann oder doch lieber den Bus nehmen sollte. Dennoch ist da neben Audio ganz viel Radio dabei. Denn die Moderatoren verschiedener Lieblingssender “sprechen mit ihm”, bieten ihm Gewinnspiele oder Konzertkarten an, für die zwar noch zu jung ist, doch er mag diesen Dialog, auch wenn er nicht physisch stattfindet. “Die reden mit mir und das mag ich”, sagt der Grundschüler und spiegelt damit wieder, wofür Radio nach wie vor steht: Interaktion mit dem Publikum und die große Kunst eines Massenmediums, jede Hörerin und jeden Hörer dort abzuholen, wo er oder sie sich gerade befindet.

Dass dahinter komplexe Strategieprozesse, Marktanalysen und Marketingmaßnahmen stehen, merken weder der 9-Jährige noch andere Menschen, für die Radio noch immer eine Faszination ist. Video killed the Radio Star? Mit Sicherheit nicht!

Radio weckt Vertrauen und ist im Vergleich zu den Playlists von Spotify und Co. weder gesichtslos noch unpersönlich. Der vielzitierte Content ist “King” und sorgt dafür, dass Menschen wieder zuhören. Radio ist gelebte Emotion, die ansteckt und sich gerade durch viele neue Features wie Podcasts, On Demand Content, aber auch kreative Major Promotions nicht in eine alte Schublade stecken lässt, die nur ab und an knirschend geöffnet wird.

Radio als Must-Have im Auto

Laut Rajar, der offiziellen britischen Institution für die Erhebung von Daten zur Radionutzung, hörten 89% der erwachsenen britischen Bevölkerung 1999 mindestens einmal pro Woche Radio. Im Jahr 2021, über zwei Jahrzehnte später, ist die Hörerschaft konstant geblieben. Streaming mag eine neue Herausforderung sein, aber das Radio weigert sich, entgegen vieler Vorhersagen, “zurückzuweichen”.

Auch Autoindustrie und Radiobranche profitieren wechselseitig voneinander. Laut einer internationalen Studie, die von Edison Research im November 2021 veröffentlicht wurde, ist das Radio weiterhin die beliebteste Quelle für Unterhaltung im Auto auf der ganzen Welt. 90 Prozent, also fast alle, die an der Umfrage teilgenommen hatten, waren der Meinung, dass Radio zur Standardausstattung eines jeden Autos gehören sollte. Ein Trend, der über alle Altersgruppen hinweg konsistent ist und auf eine starke Nachfrage bei aktuellen und zukünftigen Autokäuferinnen und -käufern hindeutet.

Mehr noch: Betrachtet man die am meisten geschätzten standardmäßigen Audiofunktionen in einem neuen Auto, rangiert das Radio für die Befragten am höchsten (von 89 Prozent als “wichtig” bewertet) vor USB-Anschlüssen (86 Prozent) und der Verfügbarkeit von Bluetooth (85 Prozent). Weit dahinter lag die Bedeutung der so genannten Smartphone-Spiegelungstechnologie (Android Auto 65 Prozent, Apple CarPlay 54 Prozent).

Die Power von Radio im Auto und was der “Radioplayer Worldwide” gerade in Bezug auf die Autoindustrie leisten kann, zeigt sich in diesem Video.

Innovation & Herausforderung

Auch die Pandemie hat uns gezeigt, dass Radio aus dem Alltag nicht wegzudenken ist. Die Menschen wollen angesprochen und mit Inhalten berührt werden. Keine Playlist der Welt vermag diese emotionale Brücke zu schaffen, wie es Radio Tag für Tag vermag. Vielleicht haben die Radioleute an der einen oder anderen Stelle den Aufstieg der Smart Speaker unterschätzt oder sogar verschlafen, wie böse Zungen behaupten. Daran glaube ich jedoch nicht. Wir, die wir Radio lieben und Radio machen, müssen nur aufhören, ständig die technologisch dominierte digitale Audiowelt als Bedrohung zu sehen, sondern vielmehr als Chance. Vor allem aber müssen wir aufhören zu jammern. Wir sollten stattdessen das Angebot des Marktes betrachten und zu unseren Gunsten und mit unseren Möglichkeiten weiterentwickeln. Wir Radiomacherinnen und -macher müssen auch nicht alles selber können und alleine bewerkstelligen, sondern den Fuchsbau verlassen und mit den Expertinnen und Experten aus der Technik an einem Strang ziehen, Innovationen entwickeln und die Vorteile daraus zugunsten unserer Radiobranche vorantreiben. Radio hat nichts an Strahlkraft verloren und kann Menschen bewegen wie nie zuvor. Haben wir Mut, neue Wege zu gehen und verschließen wir uns nicht vor allzu technischen klingenden Entwicklungen!

Künstliche Intelligenz (KI) muss kein Untergangsszenario bedeuten und keinen Personalabbau mit sich bringen. KI kann ressourcenschonend eingesetzt werden. Ressourcen, die wiederum an anderer Stelle gebraucht werden.

Mit dem Thema KI hat sich die RIG Radio Innovations GmbH zusammen mit ihrem Partner, der aprile consulting GmbH in einem der vergangenen „RIG Brunches“ beschäftigt.

Ihre Andrea Heidrich

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